Eigene Songs aufnehmen ist die Königsdisziplin für jeden Gitarristen. Aber auch das Aufnehmen eines Covers macht viel Spaß und ist eine kreative Aufgabe. In diesem Tutorial zeige ich Dir, wie Du die Rhythmus-Gitarre aufnimmst.
Am Anfang war das Riff
Ich bin Gitarrist. Nicht von Berufs wegen, das ist mein Hobby. Oft übe ich Songs von Bands, die ich gerne höre. Aber am liebsten probiere ich eigene, neue Dinge auf der Gitarre aus. Dabei passiert es manchmal, dass ich ein Riff entdecke, das ich richtig cool finde. Am nächsten Tag habe ich es meistens vergessen, und das finde ich schade. Deshalb nehme ich es auf, wenn ich es besonders cool finde. Wie das geht, kannst Du in Gitarren Recording mit Ardour nachlesen.
Danach liegt die Aufnahme meistens eine Weile auf meiner Festplatte. Von Zeit zu Zeit lade ich einige der Aufnahmen in Ardour und höre sie mir noch einmal an. Und wenn eine dabei ist, die ich immer noch total cool finde, beginne ich, daraus einen Song oder einen Song-Schnipsel zu basteln. Es gibt viele Wege, das zu tun. Da ich Hobby-Musiker bin, habe ich relativ wenig Zeit für’s Musizieren und kein teures Studio. Deshalb glaube ich, dass mein Weg sehr schnell und preiswert zum Ziel führt. Wie Du diesen Weg gehen kannst, möchte ich Dir gerne in einer kleinen Tutorial-Reihe beibringen. Dies ist der erste Teil. Er beschäftigt sich mit der Rhythmus-Gitarre und dem Basic Beat.
Nicht spektakulär, aber songdienlich
Das Grundriff muss nicht kompliziert sein. Im Gegenteil, wenn es zu komplex ist, ist kein Raum mehr für Schlagzeug, Bass, Solo-Gitarre und Gesang. So fand ich das Riff, das für unser Beispiel verwenden möchte, auf meiner Festplatte vor:
Das reicht noch nicht, um daraus einen ganzen Song zu bauen. Ein Song setzt sich ja aus mehreren Teilen zusammen – Intro, Strophe, Refrain, Bridge, Outro – und aus Wiederholungen derselben. Aus dem Riff kann man aber zumindest einen der Song-Teile machen. Das werden wir jetzt tun.
Eingespielt habe ich es mit meiner Framus Camarillo Custom und dem Boss GT-10. Den Sound habe ich mit der EZ Tone Funktion des Boss erstellt, damit kann man sehr schnell neue Sounds creieren. Ich stehe übrigens auf Metal. Das wirst Du im Laufe der Tutorials noch merken.
Du musst Dich entscheiden: Taktaktart und Tempo
Um die Taktart festzulegen, hilft es mir oft, zum Riff zu klatschen. Probiere es aus. Wahrscheinlich wirst Du instinktiv die einzelnen Gitarren-Anschläge mitklatschen. Hier sind es Dreier-Sequenzen mit einem klingenden und zwei mit Palm-Mute gespielten Power-Cords. Merkst Du, dass das Ganze einen swingenden Charakter hat? Das liegt daran, dass es sich um einen 4/4-Takt handelt, auf den die einzelnen Anschläge als 8tel – Triolen gespielt werden. Also halten wir fest: Taktart 4/4, 8tel – Triolen.
Als Tempo schlage ich 100 BPM vor. Das ist ein guter Start-Wert. Wir können das später noch ändern, falls uns der Song zu schnarchig erscheint.
Die nächste Stufe: Riff mit einfachen Drums
Taktart und Tempo in Ardour einstellen
Wie das geht, habe ich Dir in Gitarren Recording mit Ardour gezeigt.
Grundbeat mit Hydrogen bauen
Jetzt starte bitte Hydrogen. Wenn Du noch nicht mit dem Programm vertraut bist, solltest Du Drums programmieren mit Hydrogen Teil 1 und Drums programmieren mit Hydrogen Teil 2 lesen. Bei BPM, wo hier noch 120 steht, stellst Du 100 ein, und Du aktivierst den Schalter “J. TRANS”. Er wechselt dann die Farbe von grau nach blau.
“J. TRANS” aktiviert bedeutet: Hydrogen wird vom Jack Soundserver gestartet und gestoppt. Diese Funktion gibt es für fast alle Programme, die Jack als Soundserver nutzen können. Das funktioniert auch in die andere Richtung. Wenn Du in Hydrogen die Wiedergabe startest, wird über Jack in allen anderen Programmen, die dieses Feature eingeschaltet haben, exakt zur gleichen Zeit die Wiedergabe gestartet. Oder die Aufnahme. Ein echt cooles Feature! Beispiel: Du willst in Ardour eine Drum-Sequenz aus Hydrogen aufnehmen. Du aktivierst einfach in Hydrogen “J. TRANS” und in Ardour “JACK” – siehe hier der grüne “JACK” – Button:
Und schon sind beide Programme über Jack gekoppelt. Dann legst Du in Ardour eine Drum-Spur an, schaltest sie auf Aufnahme, und startest die Aufnahme entweder in Ardour oder Hydrogen über den Play-Button. Alternativ geht das auch über den Play-Button in QJackCtl.
Aber jetzt zum Grundbeat. Der normale 4/4-Beat klingt zu unserem triolischen Riff langweilig, deshalb schlage ich Dir folgendes vor:
Schau mal ganz oben im Screenshot. Der “SIZE” gibt die Größe eines Taktes in 8tel Noten an. Size 8 heißt also 4/4 pro Takt. “RES” ist die Auflösung. 16 heißt, Du kannst auf 16 Positionen im Takt Drum-Noten positionieren, also bei einem 4/4-Takt pro Viertel 4 Schläge. 16T bedeutet, der Rhythmus ist triolisch, das heißt, es sind pro Achtel statt zwei Schläge drei Schläge möglich. Es sind also 24 Schläge pro Takt oder 6 pro Viertel-Note. Für das von mir gewählte Pattern würde zwar auch eine Auflösung von “8T” reichen, aber: Wie schon erwähnt, ich stehe auf Metal, und ich möchte später noch ein paar Kick-Schläge mehr einfügen.
Übrigens hat es sich für mich bewährt, das Hydrogen-Projekt im Verzeichnis des dazu gehörenden Ardour-Projektes abzuspeichern. Dann hast Du alle Dateien zu Deinem Song zusammen an einer Stelle auf der Festplatte.
Das Riff neu aufnehmen
Wenn Du das Riff zusammen mit dem Drum-Pattern abspielst, wäre es schon wie ein Sechser im Lotto, wenn beide synchron laufenwürden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, das Riff noch einmal neu aufzunehmen. Dazu löschst Du – schweren Herzens – die Riff-Spur. Dann drückst Du in Ardour den Aufnahme-Knopf der Spur und den Haupt-Aufnahme-Knopf, drückst auf Start und spielst das Riff neu ein.
Du kannst ruhig ein paar Takte abwarten, bis Du loslegst: Hydrogen wiederholt endlos das Drum-Pattern. Und so klingt unser Riff mit Drums:
Wenn Du Lust hast, kannst Du das in Endlos-Schleife abspielen und schon mal ein Solo impovisieren. Das bereitet Dich darauf vor, die Solo-Spur aufzunehmen.
So, das war’s für Teil 1.
Im nächsten Beitrag zeige ich Dir, wie Du die Rhythmus-Gitarre doppelst und damit eine fetten Sound erzeugst.
In diesem Beitrag verwendete Software Ubuntu Studio 17.04 64 Bit QJackCtl 0.4.2 Hydrogen 0.9.7 Ardour 5.5.0 QJacktCtl, Hydrogen und Ardour gibt es auch für Windows und Mac OSX