Fingersätze verbinden – das gesamte Griffbrett nutzen

Die 5 Griffbrett Pattern für die Dur – und Moll – Tonleitern haben eines gemeinsam: Sie bestehen aus nur drei verschiedenen Fingersätzen. Wenn man das verstanden hat, kann man sich jedes beliebige Pattern ableiten und mit ein wenig Übung das gesamte Griffbrett nutzen.

Erinnern wir uns an die Pattern aus dem Beitrag Das Griffbrett beherrschen – effizient lernen:

Griffbrett beherrschen - die 5 C - Dur Patterns
Die 5 C-Dur/A-Moll – Pattern

Dort habe ich Dir erklärt, wie Du die 5 gängigen Pattern auswendig lernst und in Deinem Spiel so weit automatisierst, dass Du damit Melodien vom Blatt spielen oder frei improvisieren kannst. In diesem Beitrag zeige ich Dir eine andere Herangehensweise, die es Dir ermöglicht, Dein Spiel weiterzuentwickeln und das ganze Griffbrett auszunutzen.

Alle Pattern bestehen aus nur drei verschiedenen Fingersätzen

Suche bitte mal alle C’s auf dem Griffbrett und setze Deinen Mittelfinger darauf. Dann kannst Du mit dem Zeigefinger das B und mit den Ringfinger das D greifen. Das funktioniert bei jedem C – ist ja logisch, denn das B ist immer einen Halbton tiefer und das D einen Ganzton höher, unabhängig von der Lage. Das ist unser Fingersatz 1.

Griffbrett nutzen - Muster 1

Jetzt suche alle A’s und setzt den Zeigefinger darauf. Der Ringfinger greift das B, der kleine das C. Das ist Fingersatz 2.

Griffbrett nutzen - Muster 2

Zum Schluss nimmst Du alle G’s und setze den Zeigefinger darauf. Dann ist es logisch, mit dem Ringfinger das A zu greifen. Das ist Fingersatz 3.

Griffbrett nutzen - Muster 3

Aus diesen drei Fingersätzen setzen sich alle Patterns zusammen. Und zwar in Richtung von den tiefen zu den hohen Saiten:

  • Zweimal Fingersatz 1
  • Dann zweimal Fingersatz 2
  • Und dann, als Übergang, einmal Fingersatz 3
  • Danach geht es wieder mit Fingersatz 1 weiter. Beim Übergang von Fingersatz 3 auf 1 rutschst Du mit dem Zeigefinger einen Bund nach unten.

Es gibt eine Ausnahme: Beim Wechsel von der G – auf die B – Seite musst Du einen Bund nach oben rutschen, weil der Abstand zwischen der G – und H – Saite keine Quart, sondern nur eine große Terz ist.

Das war’s schon. Nach diesen einfachen Regeln kannst Du jedes der 5 Pattern konstruieren, ohne es vorher zu kennen.

Beispiele

Beispiel gefällig? Nehmen wir das Pattern im 5. Bund:

Griffbrett beherrschen - C - Dur und A - Moll - Pattern im 5. Bund
A-Moll Pattern im 5. Bund

Es fängt mit zweimal Fingersatz 2 an, dann 3, dann eine Lage tiefer 1, dann nochmal  1 – wegen der Terz zur B – Saite einen Bund nach oben rutschen, und dann wieder 2.

Noch ein Beispiel, das Pattern im 12. Bund:

Griffbrett nutzen - A - Moll im 12. Bund
A-Moll Pattern im 12.Bund

Fangen wir auf dem unteren A an: Zweimal 2, einmal 3, dann kein Lagenwechsel wegen der B – Saite, dann zweimal 1. Wieder dieselbe Reihenfolge, nur begonnen auf der A – statt auf der E – Saite.

In der Praxis wendest Du diese Erkenntnisse so an:

Du willst die Tonleiter in A – Moll spielen.  Dann setzt Du Deinen Zeigefinger auf irgendein A und beginne von dort aus Fingersatz 2 aufwärts zu spielen. Oder Du spielst abwärts, dann kommt als nächstes das G von Fingersatz 1. Eine weitere Möglichkeit ist es, mit Fingersatz 3 mit dem Ringfinger zu beginnen.  Das gute an diesem Schema ist: Egal, auf welchem A Du begonnen hast zu spielen, weißt Du immer, wo Du Dich gerade in der Tonleiter befindest.

Dasselbe funktioniert natürlich auch mit C-Dur, da es aus denselben Noten wir A-Moll besteht.

Das gesamte Griffbrett nutzen: Die Pattern verbinden

Ein Schritt fehlt uns noch, nämlich das Bewegen auf dem Griffbrett in beliebigen Lagen. Das ist mit dem bisher gelernten ein Klacks.  Beispiel G-Saite:

Griffbrett beherrschen - der Lagenwechsel auf der G - Saite
Lagenwechsel auf dem Griffbrett

Nehmen wir an, Du spielst gerade die Tonleiter mit dem Pattern ganz links und bist auf den A gelandet, das Du mit dem Zeigefinger auf der G – Saite im 2. Bund greifst. Rutsche mit den Zeigefinger einfach zwei Bünde nach oben. Dann weißt Du, Du bist mit dem Zeigefinger auf dem B, mit dem Mittelfinger auf dem C, und befindest Dich in Fingersatz 1. Und weil das C unter dem Mittelfinger liegt, ist es die erste Wiederholung von Fingersatz 1 in der Reihenfolge. Wenn Du nach oben weiterspielen willst, spielst Du auf der nächsten Saite nochmal Fingersatz 1  – um eine Lage nach rechts verschoben, weil Du auf der B – Saite gelandet bist. Wenn Du nach unten weiterspielen willst, spielst Du Fingersatz 3. Somit bist Du in das nächst höher liegende Pattern auf dem Griffbrett gerutscht.

Das liest sich komplizierter, als es ist. Es gibt einen tollen Beitrag in den Wikibooks, der diese Zusammenhänge erklärt: https://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_Aufbau_der_Skalenformen. Den solltest Du unbedingt lesen.

Und jetzt: Üben, üben, üben

Am besten schnappst Du Dir jetzt Deine Gitarre und setzt das Gelernte in die Praxis um. Starte einen Jam – Track, und improvisiere dazu in den verschiedenen Lagen. Mache Dir immer wieder klar, welchen Fingersatz Du gerade spielst. Wechsele die Lagen, wie oben beschrieben.

Mit der Zeit wirst Du gar nicht mehr darüber nachdenken, in welcher Lage und welchem Pattern Du Dich gerade bewegst. Du hörst die Musik, spielst ein passendes Solo dazu, und Deine Finger finden wie von selbst die richtigen Töne.

Jetzt lasse ich Dich wieder mit Deiner Gitarre alleine.

Wenn Du allerdings direkt weitere Tonarten lernen möchtest, kannst Du den Beitrag Kirchentonarten auf der Gitarre lesen.